Keine vorschnelle Rückkehr zum Abi nach 13 Jahren (G9)

Sowohl der Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen als auch Bürgermeister Klaus Besser sprechen sich vor dem Hintergrund des laufenden Volksbegehrens zur Rückkehr des Abiturs nach 13 Jahren (G9) gegen eine vorschnelle Entscheidung aus.

"Die Erfahrungen am Steinhagener Gymnasium mit G8 (Abitur nach 12 Jahren) sind durchweg positiv. Es handelt sich um eine gut geführte Ganztagsschule, die Lehr- und Unterrichtspläne sind bereits 2005 auf das Abitur nach 12 Jahren umgestellt worden und die Ergebnisse der ersten Abiturjahrgänge mit den neuen Lehr- und Unterrichtsplänen liegen sogar über dem Landesdurchschnitt", so Bürgermeister Klaus Besser.

Bevor die Schullaufbahn zum Abitur erneut geändert wird, sollte die Studie abgewartet werden, welche die Wirksamkeit von Verbesserungen am achtjährigen Abitur (G8) überprüft. Dies hat der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Dr. Bernd Jürgen Schneider, anlässlich des Volksbegehrens der Elterninitiative "G9 - jetzt!" am 18. Janaur 2017 in Düsseldorf deutlich gemacht: "Ein planloses Herumschrauben an dem Weg zum Abitur hilft weder Schülern und Schülerinnen noch den Kommunen als Schulträger".

Seit 2005 gilt in Nordrhein-Westfalen an Gymnasien das Abitur nach acht Schuljahren. Begründet wurde diese Reform mit der Anpassung an internationale Standards, die in der Regel eine Schullaufbahn von acht Jahren bis zur Hochschulreife vorsehen. Bald erhoben sich Klagen, dass Schüler und Schülerinnen dadurch überlastet seien und mangelhaft auf ein Studium vorbereitet würden. Gleichzeitig wurden zahlreiche Versuche unternommen, den Lehrplan zu entschlacken sowie den Unterricht in den acht Schuljahren bis zum Abitur besser zu organisieren.

Sollte der Weg zum Abitur wieder flächendeckend auf neun Schuljahre ausgeweitet werden, kämen auf die Kommunen massive Kapazitätsprobleme zu, legte Schneider dar: "Freie Klassenräume sind in der Regel nicht vorhanden". Zu diesem Engpass hätten der erhöhte Raumbedarf durch schulische Inklusion, das Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung sowie die chronische Finanznot der meisten Städte und Gemeinden geführt. Auch bestehe die Gefahr, dass sich der akute Mangel an Lehrkräften durch die Verlängerung der Schulzeit massiv verschärfe.

Völlig falsch - so Schneider - wäre es, die Entscheidung über G8 oder G9 auf die Ebene der kommunalen Schulträger oder gar der einzelnen Schulen zu verlagern. "Dann hätten wir eine Dauerdiskussion über den richtigen Weg zum Abitur", warnte Schneider. Durch unterschiedliche Systeme an den Gymnasien würden Schulwechsel unnötig erschwert. Nicht zuletzt wäre eine Schulinfrastruktur, die ständig zwischen G8 und G9 hin- und herpendelt, nicht mehr planbar. "Daher sollte die grundsätzliche Festlegung auf G8 oder G9 einheitlich durch Landesgesetz erfolgen", so Schneider abschließend.

"Würde man zum Abitur nach 13 Jahren zurückkehren, hätte das auch erhebliche Auswirkungen auf unser Gymnasium", so Bürgermeister Klaus Besser. "Es müsste angebaut werden, um die Beschulung eines weiteren Jahrgangs mit rund 100 Schülerinnen und Schülern zu gewährleisten, die laufenden Kosten würden sich erhöhen und ein Entlassjahrgang würde komplett ausfallen, was erhebliche Auswirkungen auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt hätte. Außerdem kann man bei einer so wichtigen Frage als einzelnes Bundesland nicht alle 10 Jahre das System ändern", so Besser.

Bisher ist als einziges Bundesland Niedersachsen zu G9 zurückgekehrt, was Umzüge mit schulpflichtigen Kindern in andere Bundesländer erheblich erschwert.