Im Kreis Gütersloh bereiten die Städte und Gemeinden derzeit ein mit dem Kreis Gütersloh abgestimmtes kreisweites Industrie- und Gewerbeflächenkonzept vor. Die Ergebnisse wurden am 20. Februar im Kreisausschuss und werden am 6. März im Kreistag vorgestellt.
Alle 13 Kommunen haben mögliche Suchflächen für neue Gewerbe- und Industriegebiete benannt. Dabei wurden bereits Kriterien berücksichtigt, die der neue Landesentwicklungsplan aufzeigt, wie die ökologische Verträglichkeit, Anbindung an Verkehrswege wie Autobahnen, Schienenverkehr, Wasserwege und Flughäfen, Möglichkeiten zum Zusammenschluss mehrerer Städte- und Gemeinden zur Entwicklung interkommunaler Gewerbegebiete, Anbindung an bestehende gewerbliche Strukturen und die Verfügbarkeit der Flächen. "Der neue Landesentwicklungsplan ist Anfang Februar wie erwartet in Kraft getreten. Er ist Grundlage für die Neufassung des Regionalplans für Ostwestfalen-Lippe. Mit dessen Inkrafttreten wird zwischen 2020 und 2025 gerechnet", so Bürgermeister Klaus Besser.
Bei der ab 2017 anstehenden Regionalplanänderung werden erstmals Gewerbe- und Industriebereiche nicht mehr für einzelne Kommunen, sondern bezogen auf das Gebiet von Kreisen und kreisfreien Städten dargestellt. "Auf diese Neuregelung müssen wir uns vorbereiten. Immerhin ist der Kreis Gütersloh einer der wirtschaftsstärksten Kreise in Nordrhein-Westfalen".
"Insgesamt wird der Wettbewerb der Kreise, Städte und Gemeinden um die Ausweisung geeigneter Flächen zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zunehmen, da sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene die Flächenversiegelung eingeschränkt werden soll. In Nordrhein-Westfalen werden daher auch Städte z. B. im Ruhrgebiet provitieren, die noch über Altstandorte verfügen, die nicht genutzt werden. In Ostwestfalen-Lippe gibt es solche Standorte aufgrund der prosperierenden Wirtschaft kaum. Ein Beispiel ist der Gütersloher Flughafen, den Gütersloh, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz soweit es ökologisch vertretbar ist zu einem Gewerbegebiet entwickeln wollen", so Besser. Für eine knapp 30ha große Teilfläche nördlich der B 513 wird derzeit bereits ein Regionalplanänderungsverfahren vorbereitet.
Im Kreis Gütersloh überlegen die Städte Versmold und Borgholzhausen ihr interkommunales Gewerbegebiet über die A 33 hinaus nach Süden auszuweiten. Die Städte Halle, Gütersloh und Werther, die das Gewerbegebiet Ravenna-Park an der A 33 gemeinsam entwickelt haben, prüfen derzeit eine Ausweitung um 44 ha. Für 6,5 ha läuft bereits ein Regionalplanänderungsverfahren.
Schloß Holte-Stukenbrock und Hövelhof wollen zusammen mit Augustdorf an der A 33 ebenfalls ein gemeinsames interkommunales Gewerbegebiet mit über 50 ha errichten. Auch hier ist bereits ein Regionalplanänderungsverfahren eingeleitet. Gespräche gibt es laut Medien außerdem zwischen Verl und Bielefeld. Verl plant an der A 2 die Ausweisung von über 80ha Industrie- und Gewerbeflächen.
Der Steinhagener Rat hat im Mai 2016 einstimmig die Flächen zwischen Liebigstraße und A 33 in einer Gesamtgröße von 30 ha als künftiges Industrie- und Gewerbegebiet präferiert.
Ende 2016/Anfang 2017 hat der Kreis Gütersloh mit Hilfe eines Planungsbüros die jeweiligen Gewerbeflächenkonzepte der Städte und Gemeinden zusammengeführt, um ein kreisweit abgestimmtes Planungskonzept in den Planungsprozess zur Regionalplanänderung gegenüber der Bezirksregierung Detmold einbringen zu können. "Ich glaube, das wir mit der Steinhagener Fläche gute Chancen haben, sie planerisch zu entwickeln, da sie viele landesplanerisch vorgegebene Kriterien wie ökologische Verträglichkeit, Verkehrsanbindung an Schiene und Straße, Anbindung an bestehende Gewerbegebiete, Möglichkeit der interkommunalen Zusammenarbeit und Verfügbarkeit erfüllt. Trotzdem stehen die Städte und Gemeinden natürlich im Wettbewerb und wir müssen aufpassen, dass Steinhagen nicht abgehängt wird", so Besser.
Im Kreis Gütersloh sind derzeit außerdem zahlreiche anlassbezogene Regionalplanänderungen im Verfahren, z. B. in Halle für die Erweiterung der Firma Storck um 20 ha und die Erweiterung des Ravenna-Parks um 6,5 ha, in Verl über 20 ha für den neuen Standort der Firma Nobilia in Kaunitz oder 6 ha in Rietberg für die Verlagerung eines Betriebes. Auch Versmold und Borgholzhausen streben ein solches Verfahren an, falls sich die Firma Homann für einen Standortwechsel nach Nordrhein-Westfalen entscheidet. In Steinhagen wurde ein solches Verfahren zur Ansiedlung der Firma Wahl & Co. per Bürgerentscheid am 18.09.2016 abgelehnt.
"Die Menschen möchten dort leben, wo es Arbeit gibt. Die Entwicklung von Städten ist immer davon bestimmt gewesen, ob es gelingt, Unternehmen anzusiedeln und ausreichend Wohnraum zur Verfügung zu stellen, um dann auch eine attraktive Infrastuktur z. B. mit Schulen und Sportstätten zu schaffen und zu unterhalten. Wo dies nicht gelingt, haben Kommunen auf Dauer Probleme, wie die Beispiele vieler finanzschwacher Städte und Gemeinde in Nordrhein-Westfalen belegen", so Besser.