Ärztemangel wirksam entgegentreten

In vielen ländlichen Regionen Nordrhein-Westfalens ist eine gute medizinische Versorgung nach wie vor problematisch. Es fehlt vor allem an praktischen Ärztinnen und Ärzten. Auch in Steinhagen erreichen mehrere Hausärzte in den nächsten Jahren die Altersgrenze.

"Wir können es nicht hinnehmen, dass nach Mitteilung des Patientenbeauftragten der Bundesregierung bereits heute in mehr als 90 der 396 NRW-Kommunen eine hausärztliche Unterversorgung droht und in weiteren 48 Städten und Gemeinden die hausärztliche Versorgung auf mittlere Sicht gefährdet ist", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Dr. Bernd Jürgen Schneider am 17. März 2015 in Düsseldorf.

Positiv sei, dass in dem Entwurf zu einem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz, den das Bundeskabinett im Dezember 2014 verabschiedet hat, die Möglichkeiten der Kommunen gestärkt werden sollen. Wo es Unterversorgung gebe, will der Bund medizinische Versorgungszentren in kommunaler Hand ermöglichen. Hierdurch erweitere sich der Spielraum der betroffenen Kommunen. "Allerdings dürfen diese nicht zum Ausfallbürgen für Fehlentscheidungen werden, die von Bund, Land und den kassenärztlichen Vereinigungen zu verantworten sind", hob Schneider hervor.

Bereits heute gibt es wirksame Steuerungsinstrumente, damit sich Ärztinnen und Ärzte dort niederlassen, wo sie gebraucht werden. Die kassenärztlichen Vereinigungen haben mit der Bedarfsplanungsrichtlinie ein Instrument an der Hand, mit dem effektiver als bislang geplant werden kann. "Was wir brauchen, sind kleinere Planungseinheiten, die maximal die Größe einer Gemeinde haben dürfen", betonte Schneider. Andernfalls hätten die kassenärztlichen Vereinigungen die Möglichkeit, die Planungsgebiete so zuzuschneiden, dass von Unterversorgung und von Überversorgung betroffene Gebiete zusammengefasst werden, sodass sich insgesamt ein neutrales oder positives Bild ergebe.

"Ich stimme Herrn Schneider hier voll zu", so Bürgermeister Klaus Besser. Steinhagen zählt zum Planungsgebiet Bielefeld und muss sich daher auch die hausärztliche Versorgung in Bielefeld zurechnen lassen, wo derzeit im Bereich des Lenkwerks ein neues großes medizinisches Versorgungszentrum mit zahlreichen Arztpraxen geplant wird. "Davon hätten unsere Patientinnen und Patienten in Steinhagen nichts", so Besser.

Den Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene ist seit langem bekannt, dass mangels Ausbildungskapazitäten zu wenig Allgemeinmediziner/innen in den Hochschulen ausgebildet werden. "Es ist nicht akzeptabel, dass in Nordrhein-Westfalen zahlreiche medizinische Fakultäten das Fach Allgemeinmedizin überhaupt nicht anbieten", machte Schneider deutlich. Notwendig sei eine erhebliche Aufstockung der Ausbildungskapazitäten an den Universitäten.

Neben Allgemeinmediziner(inne)n seien vor Ort allerdings auch Fachärzte und -ärztinnen erforderlich. Der Städte- und Gemeindebund NRW begrüße das Vorhaben der Bundesregierung, wonach die Wartezeit der Patienten und Patientinnen auf einen Facharztbesuch deutlich reduziert werden soll. Facharztpraxen müssten allerdings in angemessener Entfernung vorhanden sein. "Ist dies nicht der Fall, sollten die vom Ärztemangel bedrohten Städte und Gemeinden die Möglichkeit haben, vor Ort Kooperationen zwischen niedergelassenen Ärzt(inn)en und Krankenhäusern für die fachärztliche Versorgung auszubauen", erklärte Schneider abschließend.

Die SPD-Fraktion im Rat der Gemeinde Steinhagen hat jetzt einen Eintrag eingebracht für Humanmedzinstudenten ein Stipendium zu gewähren, wenn sie sich verpflichten, sich nach Abschluss des Studiums in Steinhagen nieder zu lassen. Über den Antrag wird in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Generationen, Arbeit, Soziales und Integration im Juni unter dem Vorsitz von Ina Bolte (SPD) beraten. Die Sitzung ist öffentlich und beginnt um 17.30 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses.

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