Ärztliche Versorgung sichern

Die Sicherstellung der haus- und fachärztlichen Versorgung im ländlichen Raum stellt in Nordrhein-Westfalen ein zunehmendes Problem da. Auch in Steinhagen erreichen zahlreiche Ärzte in den nächsten Jahren die Altersgrenze.

Der Ausschuss für Generationen, Arbeit, Soziales und Integration hat sich unter dem Vorsitz von Ina Bolte (SPD) bereits am 8. Juli 2013 intensiv mit der Thematik befasst. Auf Antrag der CDU-Fraktion und der SPD-Fraktion wurde am 12. Mai 2014 erneut beraten. Beiden Anträgen wurde einstimmig entsprochen.

In ländlichen Regionen wird eine gute ambulante medizinische Versorgung zunehmend schwieriger. Dies betrifft besonders praktische Ärzte und Ärztinnen. Daher fordert der Städte- und Gemeindebund NRW Verbesserungen bei der Ausbildung der Allgemeinmediziner und -medizinerinnen und eine Optimierung der Bedarfsplanung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen. "Es ist nicht als akzeptabel, dass nach Mitteilung des NRW-Gesundheitsministeriums die hausärztliche Versorgung in 69 Kommunen unmittelbar und in 48 Kommunen auf mittlere Sicht gefährdet ist", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Dr. Bernd Jürgen Schneider, am 5. März 2014 in Düsseldorf.

Gerade bei der Ärzteversorgung handele es sich um einen wesentlichen Standortfaktor für die Städte und Gemeinden. Problematisch sei, dass die Kommunen für die Ärzteversorgung nicht zuständig seien. Verantwortlich sind vielmehr Bund und Länder für den Rechtsrahmen sowie die Kassenärztlichen Vereinigungen für die Umsetzung. "Weder die Maßnahmen des Bundes noch das Förderprogramm des Landes NRW, mit dem Ärzte und Ärztinnen eine Starthilfe von 50.000 Euro für eine Arztpraxis erhalten können, konnten bislang den Ärztemangel beheben", machte Schneider deutlich.

Auch werde eine bedarfsgerechte ärztliche Versorgung durch mehrere Entwicklungen erschwert. Zum einen nehme durch den demografischen Wandel die Alterung der Bevölkerung zu. Dadurch steige der Bedarf nach hausärztlicher Versorgung trotz schrumpfender Bevölkerung. Darüber hinaus haben Hausärzte und -ärztinnen mit über 50 Jahren ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter. Daher werden mittel- und langfristig zahlreiche Hausarztstandorte vakant.

Ein Problem - so Schneider - sei das Fehlen wirksamer Steuerungsinstrumente, damit sich Arztinnen und Ärzte dort niederlassen, wo sie gebraucht werden. Wohl hätten die Kassenärztlichen Vereinigungen mit der neuen Bedarfsplanungsrichtlinie ein Instrument an der Hand, mit dem effektiver als bislang geplant werden könne. "Aus Sicht des ländlichen Raums kommt es über die Bedarfsplanungsrichtlinie aber nicht zu einer auf die einzelne Kommune zugeschnittenen Versorgung mit Ärzten und Ärztinnen", legte Schneider dar. Hierfür seien die Planungsgebiete immer noch zu groß.

Schon länger sei bekannt, dass mangels Ausbildungskapazitäten zu wenig Allgemeinmediziner/innen die Hochschulen durchlaufen. "Es müssen deutlich mehr Allgemeinmediziner/innen als bisher ausgebildet werden", forderte Schneider. Hierfür müssten an den Universitäten zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. Im Übrigen sei es nicht akzeptabel, dass an zahlreichen medizinischen Fakultäten der Fachbereich Allgemeinmedizin überhaupt nicht angeboten wird. "Hier sind Bund und Land NRW gemeinsam gefordert", betonte Schneider. Darüber hinaus müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass für engagierte Allgemeinmediziner/innen der Hausarztberuf wieder attraktiv wird.

Daneben müsse auch eine ausreichende Versorgung mit Fachärzten und -ärztinnen im ländlichen Raum sichergestellt werden. "In von Versorgungsengpässen bedrohten Städten und Gemeinden sollte eine bereits existierende Kooperation zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern für die fachärztliche Versorgung weiter ausgebaut werden", forderte Schneider.

"In Steinhagen sind wir im Gegensatz zu anderen Kommunen im Land noch relativ gut aufgestellt. Sorge bereitet allerdings die Altersstruktur der Hausärzte. 83 % sind nach den Erhebungen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe über 50 Jahre alt", so Bürgermeister Klaus Besser. "Insofern freue ich mich, dass nach Fertigstellung des Ärztehauses an der Bahnhofstraße eine neue Hausarztpraxis in Steinhagen eröffnen wird", so Besser. "Auch die letzte Forderung des Städte- und Gemeindebundes ist in Steinhagen mit dem Medizinischen Versorgungszentrum der Schüchtermann Klinik am Marktplatz bereits umgesetzt. Natürlich sind weitere Kooperationen denkbar", so Besser.

Am 12. Mai 2014 hat sich der Ausschuss für Generationen, Arbeit, Soziales und Integration unter dem Vorsitz von Ina Bolte (SPD) aufgrund von Anträgen der CDU-Fraktion und der SPD-Fraktion erneut mit dem Thema der hausärztlichen Versorgung in Steinhagen befassen. Alle Fraktionen waren sich einig, weiter an dem Thema zu arbeiten. Bürgermeister Klaus Besser soll zeitnah zu einem Runden Tisch unter Beteiligung der Hausärzte, Kassenärztlichen Vereinigung und Fraktionen einladen.

Am 6. Mai 2014 hat die SPD-Landratskandidatin bei einer Veranstaltung der AG60+ im SPD-Ortsverein Steinhagen, Elvan Korkmaz, ein stärkeres Engagement des Kreises Gütersloh gefordert. So gelte es durch die Kooperation mit den medizinischen Fakultäten im Land Nordrhein-Westfalen angehende Ärzte schon früh an den Kreis Gütersloh zu binden. "Wenn angehende Ärzte und Ärztinnen im Kreisgebiet in den Kliniken ausgebildet werden, erhalten sie bereits früh Kontakte zu den niedergelassenen Ärzten", so Elvan Korkmaz, und würden auf frei werdende Sitze und Praxen aufmerksam. In der Vergangenheit sei der Landrat hier zu wenig tätig geworden.

Bürgermeister Klaus Besser hat in den letzten Jahren vor dem Hintergrund des Demographischen Wandels bereits viele vertrauliche Gespräche mit Ärzten, Apothekern und Investoren geführt, um die gute ärztliche Versorgung in Steinhagen zu sichern. "So wie Ärzte und Apotheker der Schweigepflicht unterliegen, gilt für mich die Pflicht zur Amtsverschwiegenheit. Ich bitte daher um Verständnis, dass Details nicht im Internet oder in der Presse veröffentlicht werden können", so Klaus Besser.

Zusammen mit anderen Städten und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe hatte Bürgermeister Klaus Besser bereits am 20.09.2010 in Bielefeld für die Gemeinde Steinhagen die Errichtung einer medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld gefordert, um junge Ärztinnen und Ärzte für die Region zu gewinnen. "Die Forderung  besteht nach wie vor. Bisher wurden die notwendigen Mittel aber vom Land Nordrhein-Westfalen nicht zur Verfügung gestellt".

 

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